2. Zukunftswerkstatt Medizinausbildung
Gesundheitsexpert*innen trafen sich zum Austausch
Am Montag kamen Gesundheitsexpert*innen und -politiker*innen – mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz – in der Klinik Floridsdorf zusammen, um über die Entwicklung und Zukunft der Medizinausbildung zu diskutieren. Der Wiener Gesundheitsverbund als größter Partner der Medizinischen Universität Wien bildet jährlich mehr als 1000 Jungmediziner*innen aus. „In den vergangenen Jahren hat sich die Ausbildung stetig verbessert. Die Kombination aus modernen Simulationstechniken und der Integration der jungen Kolleginnen und Kollegen in den Berufsalltag, zeigt Wirkung“, erzählt der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder im Rahmen seiner Eröffnungsworte.
Gudrun Khünl-Brady-Ertl, Fortbildungsbeauftragte der Klinik Ottakring, spricht über fünf Jahre Basisausbildung. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wird die Ausbildung konstant weiterentwickelt. Im klinischen Alltag sind während der dreimonatigen Ausbildung an einer Abteilung zwei klinische Aufgaben zu lösen. Darauf folgen die dokumentierte Selbstreflexion, das Feedback des*der Ausbildner*in aber auch jenes von Patient*innen. Auswertungen von rund 400 Logbüchern zeigen beispielsweise, dass die Beurteilungen der Patient*innen von Jungmediziner*innen sehr positiv sind und sich diese Werte mit der Dauer der Ausbildungszeit sogar noch weiter erhöhen.
Über die Ausbildungskonzepte der 2. Medizinischen Abteilung – Zentrum für Diagnostik und Therapie der Klinik Hietzing spricht Abteilungsvorstand Kurt Redlich und stellt zahlreiche Fortbildungstools wie den gemeinsamen Fortbildungskalender oder das Buddy-System vor. Doch mindestens genauso wichtig ist ein gutes Team, das weit mehr als die Summe der Kolleg*innen ist. Was tatsächlich zählt sind die Menschen. „Was wir suchen sind Menschen mit Haltung“, erklärt Redlich und zeigt gemeinsam mit einer Kollegin, die an seiner Abteilung das Klinisch Praktische Jahr absolviert, wie ein Teamgespräch auf Augenhöhe aussehen kann.
Michaela Rauschmeier vom Ärztlichen Bildungsmanagement des Wiener Gesundheitsverbundes spricht über die Werkzeuge, die die Ausbildungsqualität sicherstellen sollen. Immerhin bildet der Wiener Gesundheitsverbund etwa 90 Prozent des medizinischen Nachwuchses in Wien aus. Zur Verfügung stehen neben Gesprächen und Analysen seit Beginn des Jahres auch die Onlinebefragung der Auszubildenden selbst, die in den Kliniken Hietzing und Ottakring bereits erprobt wurden.
Christina Yannilos-Staszek berichtet über Simulationsübungen am Arbeitsplatz, in dem Fall an der 6. Medizinischen Abteilung mit Nephrologie und Dialyse der Klinik Ottakring. Auch sie hebt neben der standardisierten Vorgehensweise die Wichtigkeit einer guten Fehlerkultur sowie das Stärken der non-technical-skills und die Integration der neuen Mitarbeiter*innen ins Team und den Berufsalltag hervor.
Von der Notfallmedizin und -ausbildung berichtet Philip Eisenburger, Leiter der Abteilung für Notfallmedizin der Klinik Floridsdorf. Neben regelmäßigen unterschiedlichen Trainings wie Reanimationskursen finden an der Abteilung selbst wöchentliche Schulungen für die Ambulanz und den Schockraum statt. Ziel der neu entwickelten Ausbildung ist es, diese derart zu regeln, dass sie am 1. Tag des Turnus startet und man am letzten Ausbildungstag fertige*r Notärzt*in ist.
Im Simulationszentrum, einer Kooperation zwischen Medizinischer Universität Wien und dem Wiener Gesundheitsverbund, finden Trainings unter realitätsgetreuen Bedingungen in einem geschützten Rahmen statt. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern in der Klinik Floridsdorf bietet das hochmoderne Simulationszentrum sämtliche Möglichkeiten, komplexe Behandlungsszenarien in einem kontrollierten Setting nachzustellen und zu trainieren. Die Simulationsräume sind modular umbaubar und können etwa in einen Operationssaal oder Schockraum verwandelt werden. Wird eine Trennwand entfernt, können auch Großschadensereignisse simuliert werden. Hinter einem Spiegel sitzen die Trainer*innen und überwachen bzw. dokumentieren das Geschehen.
Die anschließende Podiumsdiskussion war hochkarätig besetzt. Es diskutierten Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, Kurt Redlich, Klinik Hietzing, Sabine Schmaldienst, Klinik Favoriten, Severin Ehrengruber, Turnusärzt*innen-Vertreter der Klinik Ottakring und Karl Schebesta, Simulationszentrum. Moderiert wurde die Diskussion vom Ärztlichen Direktor der Klinik Ottakring, Peter Gläser.
Die gesamte Veranstaltung wurde aufgrund der aktuellen COVID-Bestimmungen und der Vielzahl der Anmeldungen in den virtuellen Raum verlegt.